🧠 Eine stille, aber tiefgreifende Veränderung
Das Schweizer Marketing erlebt eine stille Revolution.
Nach außen scheint alles normal: Marken kommunizieren, Agenturen gestalten, Unternehmen werben.
Doch unter dieser Oberfläche vollzieht sich ein tiefgreifender Wandel – Generative Künstliche Intelligenz (KI) beginnt, die Grundlagen der Marketingarbeit neu zu definieren.
Eine im Oktober 2025 veröffentlichte Studie des KOF Instituts der ETH Zürich liefert erstmals statistische Belege dafür.
Seit der Einführung von ChatGPT und anderen grossen Sprachmodellen Ende 2022 zeigen stark KI-exponierte Berufe deutliche Verschiebungen auf dem Arbeitsmarkt:
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+27 % mehr Stellensuchende,
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−38 % weniger Stellenausschreibungen in den Bereichen Marketing, Kommunikation, Text und Technologie.
Kurz gesagt: Das Marketing wird nicht nur von KI beeinflusst – es wird durch sie umgeformt.
📉 Ein kognitiv exponierter Berufszweig
Im Gegensatz zu früheren Automatisierungswellen, die vor allem manuelle oder repetitive Tätigkeiten betrafen, zielt die neue KI-Generation auf kognitive Berufe.
Und das Marketing steht dabei im Mittelpunkt.
Texter:innen, Strateg:innen, SEO-Spezialist:innen, Social-Media-Manager:innen, Journalist:innen – sie alle verrichten Aufgaben, die auf Analyse, Sprache und Kreativität beruhen.
Genau diese Aufgaben lassen sich heute durch Sprachmodelle teilweise automatisieren oder beschleunigen.
Das Ergebnis ist nicht nur ein Rückgang der Beschäftigung, sondern eine Neudefinition des Berufsbildes.
Der Schweizer Marketer wird zum technologischen Dirigenten, der Algorithmen und Daten ebenso steuert wie Ideen und Botschaften.
⚙️ Agenturen und KMU unter Druck
Vor allem kleine und mittlere Unternehmen (KMU) stehen unter wachsendem Druck:
Wie lässt sich die versprochene Effizienz der KI nutzen, ohne Authentizität und Vertrauen zu verlieren?
Einige Agenturen haben KI intern integriert, andere haben Stellen abgebaut oder automatisiert.
Doch dieser Substitutionsreflex hat Grenzen: Er spart Kosten, gefährdet aber Kreativität und Vielfalt.
Die Folge ist ein Überangebot an generischem Inhalt – mehr Output, aber weniger Einzigartigkeit.
In einem Land, das Präzision, Mehrsprachigkeit und kulturelle Feinheit schätzt, kann diese Uniformität die Glaubwürdigkeit der Markenkommunikation untergraben.
🧩 Ein gespaltenes Arbeitsumfeld
Die KOF-Studie zeigt zudem eine wachsende Polarisierung auf dem Arbeitsmarkt:
Auf der einen Seite hochqualifizierte Fachkräfte, die KI-Systeme bedienen und Daten strategisch nutzen können.
Auf der anderen Seite Rollen mit sinkendem Wertschöpfungsanteil.
Besonders junge Arbeitnehmende sind betroffen.
Traditionelle Kompetenzen – Schreiben, Kommunikation, Design – reichen nicht mehr aus, wenn technologische Kenntnisse fehlen.
Das deutet auf einen tiefgreifenden Wandel in der Marketingausbildung hin: Kreativität und Technologie müssen künftig zusammen gedacht werden.
🧭 Herausforderungen des „Post-Humanen Marketings“
Die KI stellt das Marketing vor ein Paradox:
Sie bietet Effizienz, aber droht, die emotionale Intelligenz zu verdrängen.
Automatisierung ermöglicht schnelle Ergebnisse – sofortige Textgenerierung, datengetriebenes Targeting, Personalisierung in Echtzeit.
Doch sie gefährdet das, was Kommunikation glaubwürdig macht: die menschliche Stimme.
In der Schweiz – einem mehrsprachigen und kulturell sensiblen Umfeld – bleibt Vertrauen der zentrale Wert.
Und Vertrauen lässt sich nicht an einen Algorithmus delegieren.
🌍 Eine Chance zur Erneuerung
Diese Entwicklung ist nicht nur Bedrohung, sondern auch Chance.
Das Schweizer Marketing verfügt über entscheidende Stärken: Qualitätsbewusstsein, Präzision, Integrität.
Die Herausforderung besteht darin, KI bewusst und verantwortungsvoll zu integrieren – als Werkzeug, nicht als Ersatz.
Zukunftsfähig wird, wer die analytische Stärke der Maschinen mit der menschlichen Kreativität zu verbinden weiss.
✒️ Fazit
Künstliche Intelligenz verändert das Schweizer Marketing schneller als jede frühere Innovation.
Doch ihr tatsächlicher Einfluss hängt davon ab, wie Menschen entscheiden, sie zu nutzen.
Das Marketing der Schweiz, geprägt von Präzision und Authentizität, steht an einem Wendepunkt:
Es muss lernen, menschliche Werte mit technologischer Intelligenz zu verbinden – für ein Marketing, das effizient ist, aber menschlich bleibt.
Quellen:
KOF ETH Zürich – „KI und der Schweizer Arbeitsmarkt“, Studie Nr. 186, Oktober 2025
Analyse und Adaption: Mathieu Janin
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